Alte Burse

Alte Burse

Unweit des Evangelischen Stifts liegt die Alte Burse, das älteste erhaltene Universitätsgebäude in Tübingen. 1478 bis 1482 - kurz nach der Universitätsgründung durch Graf Eberhard im Barte - erbaut, war sie Wohnheim und Lehranstalt für Studierende. 1805 wurde sie nach Umbauarbeiten das erste Universitätsklinikum unter der medizinischen Leitung von Johann Heinrich Autenrieth.

Autenrieth war ein Vordenker. Er richtete eigene Zimmer für psychisch Kranke ein mit dem Ziel, sie möglichst wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Auf einer Reise nach Amerika hatte er sich ein Bild davon machen können, wie es psychisch Kranken in den dortigen Einrichtungen erging. Er wollte es besser machen. Der Dichter Friedrich Hölderlin gehörte zu seinen ersten Patienten. Justinus Kerner, Dichter der Schwäbischen Romantik und seinerzeit Student der Medizin, führte die Krankenakte. Sie ist leider nicht erhalten, so dass es kaum stichhaltige Belege über die Behandlung Hölderlins gibt. Nach gerade einmal 231 Tagen erklärte Professor Autenrieth Hölderlin für unheilbar krank und prognostizierte ihm noch drei Jahre Lebenszeit. Diese sollte der Dichter aber nicht in Krankenhausatmosphäre zubringen müssen, weshalb der Arzt den Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer bat, Hölderlin bei sich aufzunehmen. Für Kost und Logis kam bis 1828 Hölderlins Mutter, Johanna Christiana Gok, auf.

Wo in der Burse sich das Zimmer lag, in dem Hölderlin knapp neun Monate verbrachte,  lässt sich heute – nach mehrfachen Umbauarbeiten – nicht mehr sagen.

Seit 1972 befinden sich in diesem Bau, dessen zwei spiegelbildliche Treppenaufgänge die große Front prägen, das kunsthistorische und das philosophische Seminar. Auf dem mit Platanen bewachsenen Platz davor erinnert ein Denkmal des Tübinger Künstlers Johannes Kares an Lotte Zimmer, die jüngste Tochter des Schreiners Ernst Zimmer. Sie kümmerte sich um Friedrich Hölderlin in dessen fünf letzten Lebensjahren.

 


Interview mit Prof. Dr. Fallgatter

Im Interview mit Prof. Dr. Fallgatter wird das Krankheitsbild Hölderlins aus heutiger Sicht beurteilt und reflektiert. Prof. Dr. Fallgatter ist seit 2010 Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Frage 1: Weshalb wurde Hölderlin 1806 in das Klinikum Tübingen eingewiesen?

 

Frage 2: Auf welchem Stand war die Psychiatrie zu Hölderlins Zeit?

 

Frage 3: Wie wurde Hölderlins Krankheit behandelt?

 

Frage 4: War die Behandlung unter Autenrieths Leitung erfolgreich?

 

Frage 5: Wie würde man Hölderlins Krankheit aus heutiger Sicht diagnostizieren?

Exklusiver Inhalt

Behandlungsmethoden im 18. Jahrhundert

Hier können Sie mehr über die verschiedenen Behandlungsmethoden psychisch Kranker Anfang des 18. Jahrhundert in Tübingen erfahren.

zu den Behandlungsmethoden