Evangelisches Stift

Evangelisches Stift

Bis heute ist das Evangelische Stift Wohn- und Studierstätte für evangelische Theologiestudenten. Das ehemalige Augustinerkloster wurde während der Reformation durch Herzog Ulrich 1536 in ein „Stipendium“ gewandelt. Bis heute muss man Württemberger (bzw. Württembergerin, denn seit 1969 werden auch Studentinnen aufgenommen) sein, um einen Platz zu erhalten und die sog. Konkursprüfung bestehen. Dann kann man hier bei freier Unterkunft und Verpflegung und in der eigenen Bibliothek leben und arbeiten. Ein Blick in den ehemaligen Kreuzgang und den Speiseaal lässt aber noch erahnen, wie sich zu Hölderlins Zeiten die Studenten in ihren schwarzen Kutten und unter dem Druck der strengen Stiftsstatuten duckten – mit dem heutigen Komfort nicht zu vergleichen.

Friedrich Hölderlin studierte hier von 1788 bis 1793. Auch wenn er die „Galeere der Theologie“, wie er in einem Brief schrieb, nicht liebte, arrangierte er sich mit den Jahren und sah davon ab, die Mutter weiterhin um Erlaubnis zu bitten, das Studienfach wechseln zu dürfen. Zu sehr war er von ihrer Liebe und ihrer finanziellen Unterstützung abhängig. Also ertrug er den „immer wärende[n] Verdruß, die Einschränkung, die ungesunde Luft, die schlechte Kost, [die] meinen Körper vieleicht früher entkräftet, als in einer freiern Lage“ und blieb stattdessen der „gehorsamste Sohn“, wie er seine Briefe an die „Liebste Mamma“ unterzeichnete.

Die Freundschaften sind es, die Friedrich Hölderlin durch diese klösterlichen Jahre trugen: Rudolf Magenau und Christian Ludwig Neuffer waren seine Stützen, wenn er es in den beengenden Mauern nicht mehr aushielt. Mit diesen beiden gründete er im März 1790 einen Dichterbund – gegenseitig spornten sie sich zum Schreiben an. Das große Vorbild war Friedrich Schiller und vor allem seine „Ode an die Freude“. Nach einigen Semestern in beengten Verhältnissen, wird sich Hölderlin mit Schelling und Hegel eine beheizbare Stube teilen – ein Luxus im Stift“ Erst nach dem  großen Umbau wird es mehr Komfort und Platz in den Stuben geben – da hat Hölderlin das Stift bereits verlassen.

Trotz seines inneren Widerstands wird Friedrich Hölderlin sein Studium mit 23 Jahren erfolgreich beenden. Womit er zu diesem Zeitpunkt sicher nicht gerechnet hat, ist, dass er nur 13 Jahre später nach Tübingen zurückkehren würde – gewaltsam und gegen seinen Willen.

 


Ein Rundgang durchs Tübinger Stift

Friedrich Hölderlin verbrachte fünf Jahre im Evangelischen Stift in Tübingen. In einem Rundgang durch das heutige Stift erhält man einen Eindruck vom damaligen Leben in des Stiftsmauern.

Ein Film von Andreas Nagel & Evelyn Braun
Kamera: Julian Boxriker
Sprecher: Peter Binder, Udo Rau
Danke: Sandra Amberg, Fabian Schaller, Nicole Müller (Evangelisches Stift Tübingen)

Dieser Film entstand im Wintersemester 2016/17 im Rahmen einer Lehrredaktion Film und Fernsehen unter der Leitung von Tanja Hamilton in Kooperation mit der Hölderlin-Gesellschaft am Institut für Medienwissenschaft und am Zentrum für Medienkompetenz (ZFM) der Eberhard Karls Universität Tübingen.

 


Berichte eines Stiftlers

Johann Gottlob Steidele (alias Holger Starzmann) führt uns durch das Tübingen des 19. Jahrhunderts. In der Rolle des Stiftsstudenten berichtet er anekdotenreich, wie das damalige Leben als Stiftler aussah.

Ein Film von Andreas Nagel & Evelyn Braun
Darsteller: Holger Starzmann
Kamera: Jan Smykowski
Danke: Fabian Schaller

Dieser Film entstand im Wintersemester 2016/17 im Rahmen einer Lehrredaktion Film und Fernsehen unter der Leitung von Tanja Hamilton in Kooperation mit der Hölderlin-Gesellschaft am Institut für Medienwissenschaft und am Zentrum für Medienkompetenz (ZFM) der Eberhard Karls Universität Tübingen.